Gestern Abend wurde die angenehme Unterhaltung mit Fritz und seiner Partner jäh unterbrochen von dem Ansturm der Insekten, die sich in meinem Camper breit machten.
Wie bekommt man nun die Plagegeister aus seinem Camper, relativ einfach, alle Öffnungen auf und rund um den Camper Lichtfallen installieren. Nemmt alle Halogenlichter und platziert sie im Kreis um eure mobile Behausung. Innerhalb einer halben Stunde war mein Heim halbwegs insektenfrei.
Bei offenen Türen, begleitet durch das Rauschen der Wellen des nahen Van Sees, war gut schlafen.
Heute morgen dann erstmal Reinigungsaktion.

Erster Ausflug geht zum Nemrut Dagi Kraterkomplex. Der Nemrut Dagi mit fast 3000 m ruht westlich des Van See. Über die südliche Route aus Tatvan führt eine geplasterte Strasse über den Vulkanrand hinein in den Krater. Der Kraterkomplex ist eine der unbekannten NaturSchönheiten der Türkei.

Auf der Releifkarte erkennt man den ehemaligen Vulkan mit seinem sichelförmigen See. Bei der Anfahrt über den Krater belohnt ein weiter Ausblick über den Van See. Im Krater angekommen, erkennt man mit welcher Wucht ein Vulkan ausbrechen kann. Neben dem grossen See, gibt es noch ein paar Kleinere. Am nördlichen Rand findet sich ein kleiner See, eher ein Tümpel, der von HeißWasserQuellen gespeist wird. Die Quellen befinden sich am Seeufer, angeblich bis zu 80 Grad heiß – ich hab’s getestet, man verbrüht sich nicht die Hand, aber sehr warm war die Quelle.

Weiter nach Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt der Kurden.
Diyarbakır war ein Hauptherd des Konflikts zwischen dem türkischen Staat und verschiedenen kurdischen Separatistengruppen und wird von vielen Kurden als die De-facto-Hauptstadt Kurdistans angesehen . Die Stadt sollte nach dem Vertrag von Sèvres (1920) die Hauptstadt eines unabhängigen Kurdistans werden, was jedoch nach späteren politischen Entwicklungen missachtet wurde.
Kommt man in die Stadt, ist der Konflikt spürbar. Schärfere Strassenkontrollen als üblich ( diesmal mit Durchsuchung des Camper ), eine riesengrosse Polizeiakademie am Stadtrand, aber keine Polizeipräsenz in der Stadt ( Provokationen sollen wohl vermieden werden ), dann aber wieder bei Nacht alle 10 Minuten HubschrauberEinsätze über der Stadt kreisen.
Die Sommer sind aufgrund ihrer Lage in der mesopotamischen Ebene, die heißen Luftmassen aus den Wüsten Syriens und des Irak im Süden ausgesetzt ist, sehr heiß und sehr trocken. Die höchste gemessene Temperatur betrug am 21. Juli 1937 46,2 °C … heute waren wir sehr nah dran.
Bei der Anfahrt zeigte das Thermometer zeitweise 44 °C. Meine Empfehlung, besichtigt die Stadt abends bzw. nachts. Ich bin kurz vor 1900 bei 39 °C losgelaufen, nach einem tollen Abendessen richtig ins schwitzen gekommen, und weit nach 2300 bei 33 °C zum Camper zurückgekehrt.

Der Kern von Diyarbakır ist von fast intakten hohen Mauern aus schwarzem Basalt umgeben, die einen ca. 5 km langen Kreis um die Altstadt bilden, den es zu erkunden gilt. Durch die Mauer führen vier Tore in die Altstadt und 82 Wachtürme , in der Antike erbaut, bewachen die Stadt.

Einen Teil der Mauer bin ich am westlichen Rand abgelaufen. Dort entseht derzeit ein neuer Stadtteil. Die Häuser bereits fertiggestellt, aber noch nicht bewohnt, zeichnen ein interessantes Konzept im Städtebau ab.
Nicht vergleichbar mit den anonymen WohnBunkern wurden hier aufgelockert, mit orientalischen Stillelementen, Wohnhäuser gebaut, die in der ErdEtage meist Ladengeschäfte bieten, und die Wohnräume im ersten Stock ausweisen. Die Strassenzüge sind nicht schachbrettartig, sondern modern verwinkelt und führen meist zu einem begrünten Platz.

Das orientalische Flair von Diyarbakir kann man an jeder Ecke der Stadt geniessen.

Kurz vor Mitternacht zurück am Camper hat es immer noch weit über 30 °C.
In Deutschland werden Nächte mit über 20 °C als Tropennächte bezeichnet, gibt es eine Steigerung ?