… und ich für ihn meinen Parkplatz räumen musste. Aber der Reihe nach.
Die Nacht verbrachte ich auf einem grossen Parkplatz am Iznik Sees . Lediglich die Uferpromenade trennten See und Camper voneinander. Am Abend kamen ein paar Leute um sich am See zu treffen, aber die Nacht war ruhig. Am nächsten Morgen kam die örtliche Putzkolonne, der PutzManager inspezierte noch das Innenleben des Camper. Er war begeistert, leider konnten wir uns nicht verständigen – zumindest seine Abnahme habe ich erhalten.

Für heute hab ich den Besuch von zweit Städten geplant – Iznik und Bursa.
Iznik liegt am gleichnamigen See ca 50 – 100 km südlich von Istandbul. Immerhin soweit weg, das man die Hektik der Großstadt nicht merkt. Die Fahrt vom Stellplatz zur Stadt führt einmal um den See. Zur Linken der See mit seinem schilfbewachsenen Ufer, zur Rechten endlose Plantagen, in denen Oliven und Obst angebaut wird.
Für Kunsthistoriker ist Iznik ein Fachbegriff, der mit der osamischen Geschichte und Kunst häufig in Verbindung mit Palastanlagen und deren Dekoration gebracht wird. Dafür muss man aber ins Museum gehen, in den Ladengeschäften sieht man nur noch Billigware.
Die kleine Stadt ist fast vollständig mit einem Mauerring eingerahmt, in denen sich an den Hauptachsen die 4 Eingangstore befinden. Ich finde einen Parkplatz am See, und erkunde die Stadt über die Lefke Kapisi Strasse von West nach Ost. Die Strasse ist ein Art Fussgängerzone, es ist noch früh am Morgen, das Treiben hat noch nicht eingesetzt. Angenehm bei den niedrigen Temperaturen durch die Ladenstrasse zu schlendern.
Am Ende der Ladenstrasse stösst man auf das Lefke Tor. Imposant von der Ausmassen und der Technik. Die Stadtmauer ist stellenweise bis zu 5 m breit und noch wessentlich höher, sofern nicht Baumaterial zum Bau von Häusern abgetragen wurde. In der Toranlage erkennt man schön das mehrstufige Sicherheitskonzept, um den Zugang zur Stadt zu regeln.

Es gibt noch einige Kirchen, sowie das römische Theater zu besichtigen. Nichts Besonderes, das römische Theater ist mehr eine Ruine, derzeit nicht zugänglich, weil Ausgrabungsarbeiten durchgeführt werden.
Interessant ist die Arbeitsteilung bei den Augrabungen, es braucht einen, der mit der Schaufel das Ausgrabungsgut in den Schubkarren befördert. Eine junge Archäologin sortiert aus, ein Dritter ist dafür verantwortlich das der Schubkarren regelmässig geleert wird und letztlich gibt es noch den Manager, der auf dem Handy fortwährend die Unwetterwarnungen kontrolliert. Die aussortierten Scherben kann man später in dem großen archäologisches Museum in Ilznik bestaunen.

Eine Besonderheit fand ich doch noch in Ilznik, eine Moschee, oben Gebetsraum, unten waren 2 Autowerkstätten eingerichtet. Eigentlich praktisch ?! Ölwechsel während der Gebetsstunde.

Weiter nach Bursa. Aus der kleinen verschlafenen Stadt in die viergrösste Stadt der Türkei. 3 Millionen Einwohner drängen sich mit mir durch die engen Strasse.
Ein kostenfreier Parkplatz, ausreichend gross für meinen 7 m Camper, war schnell hinter dem Panorama 1326 Bursa Conquest Museum gefunden. Den Zugang zum Parkplatz musste ich mir aber erkämpfen. Am nächsten Tag sollte Recep Tayyip Erdoğan, der Präsident der Republik Türkei, hier sprechen. Die Vorbereitungsmassnahmen liefen, und ich wollte im Kerngebiet der Veranstaltung parken. Mit der Auflage, den Parkplatz bis 1800 zu verlassen, durfte ich pakieren.  

Rein in die Stadt. Bei der Grösse der Stadt gibt es unzählige Moscheen und andere Sehenswürdigkeiten.
Meine Empfehlung sich auf 3 Punkte zu konzentrieren. Die Ulu Cami, die Hauptmoschee. So gut besucht, das die Schuhregale einen nicht geringen Anteil des Gebetsraums einnehmen. Spass beiseite, der Besuch ist es wert und meine Schuhe hab ich auch wieder gefunden.
In der Nähe finden sich die wichtigsten Bazare. Der Besuch von Koza Han einem Markt, der im Innenhof durch doppelgängige Arkadengänge gesäumt wird.
Und wegen seiner ruhigen, schattigen Lage würde ich mir nochmals die Yeşil Türbe ansehen. Die Sehenswürdigkeit heisst im deutschen Das Grüne Grab (Mausoleum eines osmanischen Sultans) ist aber innen wie auch aussen blau. Da fehlt mir jetzt die Erklärung. 

NACHTRAG vom 03.07.2022
Levent, ein Leser meines Blocks, hat die Erklärung gefunden, warum das “Grüne Grabmahl” oder “Grüne Mausoleum” vollkommen blau ist. Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Urspünglich waren anstatt der normalen Fenster Grüne verbaut und auch die runde Kuppel, also das Dach, war aus grünem Glas, die durch den Lichteinfall den gesamten Innenraum grün färbten.

Das Mausoleum wurde 1855 durch ein Erdbeben grösstenteils zerstört und erst Jahre später wieder aufgebaut und restauriert. Die “Restaurierer” schafften es nicht diesen Grünton und auch die Lichtausbeute wieder herzustellen, so das man es gelassen hat und die heutigen “Fenstergläser” genommen hat. Übrigens der gesamte Stadtteil wurde nach dem Grün ( Yesil ) benannt. Die Erläuterung auf türkisch, kannst du hier nach lesen.
Levent, nochmals vielen Dank für deinen Support !

Pünktlich um 1800 habe ich dann meinen Parkplatz für den Präsidenten freigemacht,
und bin auf den Campingplatz Misi Kamp Caravan. Kein unbedingt schöner Platz neben einer Schnellstrasse, aber es gab warmes Wasser zum Duschen und kostenfreie Nutzung der Waschmaschinen. Zufrieden.
Ursprünglich wollte ich auf einen Campingplatz im Ulugad Nationalreservoir. Musste aber umdrehen, weil die Zufahrt auf 2,6 m Höhe begrenzt war. Also zurück zum Campingplatz Misi Kamp Caravan.
Der Platzwart hatte erst Bedenken und meinte aufgrund einer Feierlichkeit könnte es heute Nacht sehr laut werden. Wurde von mir ignoriert, ich wollte einfach nur duschen.
Später kam noch eine Reisebekannschaft, den ich im Norden von Rumänien kennenlernte, hinzu. Vom Platzwart mit einer Kostprobe türkischen Essens versorgt (sozusagen als Entschädigung für den PartyLärm) und interessanten & amüsanten Gesprächen mit der neuen Reisebekanntschaft haben wir dann vor dem Camper länger ausgeharrt als die türkischen Gäste.