Bulgarien zeigt sich von der besten Seite.
Einen Übernachtungsplatz habe vor dem Thrakergrabhügel Ostrusha gefunden. Bei Ankunft noch ein wenig skeptisch, die Reifenkreisel auf dem Teer deuteten auf einen Treffpunkt der Dorfjugend hin. Es gab Tête-à-Têtes, aber um 2100 war Schluss. Nach einer ruhigen Nacht wachte ich eingebettet zwischen Lavendelfeldern auf. Wenn man an Lavendel denkt, die malerischen lila Felder der Provence, könnte einem Frankreich in den Sinn kommen.
In den letzten Jahren hat aber Bulgarien, das ehemalige kommunistische Land in Osteuropa, Frankreich überholt, um weltweit führend in der Lavendelölproduktion zu werden.
Noch eine Anmerkung zu dem Grabhügel. Die Grabstätte ist ein Teil des Tal der Rosen und der thrakischen Herrscher, welches auch die Grabstätte von Kazanlak, genauso wie Grab- und Kultstätten, die in den Hügeln Golyama Arsenalka, Shumanets, Helvetsiya, Grifoni, Svetitsa und Golyama Kosmatka gefunden wurden. Auf der Rückseite des Grabhügels befindet sich im Juni 2022 eine Baustelle für ein Museum – interessant, das zukünftige Museum bietet an wahrscheinlich einen Einblick in das Innere des Grabhügels, zumindest läßt dies die Baustelle vermuten.
Bevor ich mich der “grossen” Kultur widme, reizt mich ein Umweg zu einem monumentalen Bauwerk. Das Busludscha Denkmal oder auch Buzludzha Monument ist ein 70 m hohes Denkmal der bulgarischen kommunistischen Partei, welches früher für Tagungen und Kongresse genutzt wurde. Seit mehr als 30 Jahren ist es seinem Verfall überlassen. Den grossen Saal kann man nicht betreten und wird von einem Polizisten bewacht. Dieses UFO ähnliche Gebäude ist ein morbides Zeugnis kommunistischem Grössenwahns. Muss man gesehen haben, auch wenn es in kaum einem Reiseführer erwähnt wird.
Weiter geht es. Das Thrakergrab von Kasanlak gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Das orginale Grabmal kann nicht besichtigt werden, es wurde in der Nähe aber eine Kopie errichtet. Die Grabstätte stammt aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, wurde aber erst beim Ausgraben eines Schützengraben im 2. Weltgrieg wiederentdeckt.
Die Grabstätte ist recht klein. Der Hauptraum hat die Form eines Bienenkorbs, und es wird lediglich 4 Personden der gleichzeitige Zugang erlaubt. Von Bedeutung ist das Deckenrelief, das auch in meinem YouTube Video zu sehen ist. Kulturelle wichtig, und sollte man besucht haben. Suchen wir als nächstes die kühlende Nähe eines Wasserfalls.
Ursprünglich wollte ich die Kademliya Wasserfälle besuchen. Doch irgendwann meine Erika von Google ich bräuchte für die nächsten 15 km noch gut eine Stunde. Ein wenig stutzig wurde ich schon. Als dann der Motorradfahrer mit Enduro auch noch anhielt, wusste ich es ist besser umzudrehen.
Ein Ersatz war schneller gefunden, die Suchurum Wasserfälle sind in der Nähe und leigen auf dem Weg nach Trojan. Die Wasserfälle liegen in der Nähe der Stadt. Man parkt in der Stadt und läuft zu den Wasserfällen über eine kleine Promenade. Wenn ihr vor den Toren eines Elektrizitätswerks steht, geht mutig über das Gelände, die Wasserfälle sind hinter dem Hauptgebäude.
Über den Trojan Pass geht es zum gleichnamigen Kloster. Das Trojan Kloster ist eines meiner Highlights von Bulgarien – nicht nur für den heutigen Tag. Warum es dieses Kloster nicht in die Liste der Weltkulturgüter geschafft hat, auf Wikipedia nur ansatzweise beschrieben wird, ist mir rätselhaft. Vielleicht ist es die Lage im Abseitz, aus dem Rosental benötigt man über den Pass immerhin 1,5 Stunden Fahrzeit.
Lasst einfach die Bilder auf euch wirken, die Wirkung dieses Kloster in Worte zu fassen fällt mir schwer. Weitere Eindrücke findet ihr in dem YouTube Video.
Die Anfahrt zum Kloster erfolgte über den Trojan Pass. Der Weg führt mich wieder zurück. Bereits bei der Anreise hat mich der Abstecher von der Passhöhe hinauf zum Monument Bogen der Freiheit gereizt. Auf dem Rückweg habe ich beschlossen dort oben zu nächtigen. Der 2 km lange Anfahrt von der Hauptstrasse hinaus zum Monument ist nicht unbedingt für grössere Fahrzeuge geeignet. Bereits oben wurde ich von einem Familienvater gebeten sein Fahrzeug die letzten Meter nach oben zu fahren – welch ein Vertrauen in die Fahrkünste eines Fremden.
Schön geschrieben und wieder mal tolle Bilder.
Nicht nur die Motive sind schön ausgewählt, interessant sind auch die vielen Details zu deinen Reise-Stopps.
Gruß und gute Fahrt
W. Matthau (ein Pseudonym, wie du sicher vermutest)
Vielen Dank für Ihre geteilten Reiseeindrücke & Erlebnisse!
Das Lesen macht Freude & neugierig auf Erleben.