Andrea Jeska, Journalistin, hat den Mythos um Radio Eriwan so beschrieben :

Radio Eriwan war eine freie Erfindung des von staatlicher Propaganda unterdrückten Geistes,
die kleine Rache der Sowjetbürger für die Entbehrungen des Alltags.“

Ein Auszug der besten Radio Eriwan Witze (übernommen aus Wikipedia) habe ich an das Ende des Block gestellt.
Und warum nun die Einleitung mit Radio Eriwan. Heute geht es nach Jerewan (Eriwan), der Hauptstadt von Armenien …


Zum Grenzübergang zwischen NinotsmindaBavra ist es nicht weit.
Der Grenzübertritt ist umso spannender. In einer verlassenen Gegend liegt der Grenzübergang, gesprochen wird nur mehr georgisch, armenisch oder russisch.

добро пожаловать (dobro pozhalovatʹ)

… das heisst Wilkommen auf Russisch. Die Zöllner waren freundlich, doch der Ablauf war mehr als verwirrend :

– Ausreise Georgien, erst Fahrzeuginspektion … Zöllner : Camper gut
– Kontrolle Reisepass, Kontrolle Fahrtzeugpapiere, Kontrolle KFZ Versicherung (für Georgien)
– Führerschein … warum das jetzt, ich verlasse Georgien
– vor der Ausreise kommt noch der OberGrenzer und frägt, warum ich hier Bilder mache, es ist nicht erlaubt,
bevor die mich im Land behalten, werden unter Aufsicht die Bilder gelöscht

– Einreise Armenien, es wird interessanter
– wieder Fahrzeuginspektion … immer noch Camper gut,
aber warum wollte er noch in die Schränke schauen ? Meine Verstecke hat er zumindest nicht gefunden.
– Kontrolle Reisepass, Kontrolle Fahrtzeugpapiere … OK
– Umparken und nächste Station Zolleinfuhrerklärung machen …
in der Halle wurde ich erstmal zum Geldtausch aufgefordert, komisch, ich versteh den Ablauf nicht,
die Gebühr für die Zolleinfuhrerklärung wurde vom Bankangestellten direkt abgezogen,
das Carnet gab es erst später beim Zollbeamten
… und ich suche immer noch nach der Erklärung, warum der Zollbeamte verlangt hat, das ich Name und Adresse
auf einem Papier schreibe, obwohl er alle meine Dokument in der Hand hält – ich nix verstehen
– nächste Station, zur Versicherung in ein anderes Gebäude
warum Versicherung, hab ich doch gestern online abgeschlossen,
in meinem besten Russisch ( insurance njet ) versuch ich es zu klären,
VideoSchalte mit dem letzten Zollbeamten,
also keine zweite Versicherung, aber vielleicht eine SIM Karte ?
– durchatmen, erneute Kontrolle bei der Ausfuhr des Zollbereichs, wir haben es geschafft … nicht ganz
– 500 m nach der Grenze die erste Polizeikontrolle … Valdemar hatte uns gewarnt

Weiter geht es nach Gjumri, der zweitgrössten Stadt in Armenien.
Ziel, in Armenien eintauchen, Geld wechseln, SIM Karte kaufen.
Armenien ist anders als Georgien. Der Verkehr ist nicht mehr so chaotisch, es geht ruhiger zu und es sprechen mehr Menschen englisch. Doch bei der Bestellung im Restaurant merken wir schnell, das unser Englisch nicht immer verstanden wird. Bestellung und Lieferung weichen oft voneinander ab.

Auffallend sind die historischen Gebäude aus schwarzem Stein. Die wiederaufgebaute Erlöserkirche erinnert an das katastrophale Erbeben von 1988. Es starben damals in dieser Region 25.000 Menschen und über eine Million Menschen war obdachlos – Gesamteinwohnerzahl Armenien : 3 Millionen !

Am Strassenrand gab es noch die erste armenische Cola.

Weiterfahrt nach Jerewan. Es geht durch wunderschöne Steppenlandschaften. Gegen Abend finden wir unseren Parkplatz über der Stadt bei der Mutter Armenien.

Ausblick auf Jerewan mit dem Ararat im Hintergrund.


Morgen werden wir die Stadt erkunden …



Zum Abschluss noch mehr oder weniger repräsentative Beispiele für die Radio-Jerewan-Witze aus Wikipedia :

Ist es möglich, auch in einem hochindustrialisierten Land den Sozialismus einzuführen?
– Im Prinzip ja, aber es wäre schade um die Industrie.

Hätte die Katastrophe von Tschernobyl vermieden werden können?
– Im Prinzip ja, wenn nur die Schweden nicht alles ausgeplaudert hätten.

Stimmt es, dass der Kapitalismus am Abgrund steht?
– Im Prinzip ja, aber wir sind bereits einen Schritt weiter.

Gibt es in der Sowjetunion eine Pressezensur?
– Im Prinzip nein. Es ist uns aber leider nicht möglich, auf diese Frage näher einzugehen.

Kann man mit einem russischen Auto auf russischen Straßen 120 km/h fahren?
– Im Prinzip ja. Aber nur einmal.

Stimmt es, dass im Ehebett die Frau immer rechts schläft?
– Im Prinzip ja. Wir haben aber von Parteifunktionären gehört, die ihre Frauen links liegen gelassen haben.

Stimmt es, dass das Klopapier in einigen Städten knapp wird?
– Im Prinzip nein, aber die Auflage der Prawda konnte erhöht werden.