Meinen Fehler, ich habe das Maximum aus der Klimaanlage rausgeholt und mir prompt eine schwere Mandelentzündung eingefangen, habe ich ausgebadet. Die Mandeln sind meine körperliche Schwachstelle und im Umgang mit einer Entzündung habe ich zahlreiche Erfahrungen. Kurzum, ich musste mir auf dem “Schwarzmarkt” (in der Apotheke ohne Rezept und nur gegen Bargeld) Antibiotika besorgen und habe mir eine längere Auszeit auf einem Campingplatz in Göreme / Kappadokien gegönnt.

Auf dem Campingplatz habe ich viele neue Bekanntschaften gemacht, die ich nicht missen wollte. Mittlerweile bin ich wieder gesund und wollte weiterfahren. Ziel war die letzten 1000 Kilometer nach Georgien in 2 Tagen zu meistern. Wie das Leben so spielt, aus dem TouristenHotspot mit seinem Trubel und der Hektik habe ich es 50 km weiter in ein einsames, wunderschönes Tal geschafft.

Ahmed vom Campingplatz empfahl mir den Umweg über das Soğanlı Tal. Das Soğanlı Tal liegt im südöstlichen Teil der Region Kappadokien. Das Tal enthält mehrere in den Felsen gehauene Kirchen und andere in den Felsen gehauene Gebäude, die aus dem weichen Tuffstein der kappadokischen Landschaft gehauen wurden.
Hier ähnelt die Landschaft mit seinen Felsformationen, dem des Grand Canyon, nur das die Täler grün gesäumt sind. Und es ist im Vergleich zu Göreme einsam.

Im Tal angekommen, landete ich direkt in den Armen von Ahmeds Freund, einem Restaurantbesitzer mit dem wunderbaren Talent, Gäste in seine Oase einzuladen. Ich wollte nur mit dem Camper drehen und in eine andere Richtung fahren, doch am freundlichen Restaurantbesitzer gab es keine Vorbei.
Nach einem Mittagessen mit Köfte, Reis und Salat machte ich wohl gestärkt auf den Weg.

Bei der Besichtigung der Felsenkirchen habe ich eine Zufallsbekanntschaft getroffen, und wir sind in Gespräch gekommen. Die Wellenlänge hat gestimmt, und nach Mitternacht saßen wir immer noch zusammen und haben einfach nur gequatscht. Ohne Sorgen über das Morgen. Erfahrungen, Gedanken und Ansichten austauschen und diskutieren. Momente auf der Reise, welche diese Reise so wertvoll und bereichernd machen. Danke Mara für den tollen Tag !

Am nächsten Morgen sitze ich nun auf dem Parkplatz fest. Gestern Abend habe ich meiner Gesprächspartnerin meine Sicherungskeile für ihren Camper geleihen. Jetzt ist ihr Fahrzeug gegen das Wegrollen gesichert, aber ich kann die Keile nicht entfernen, da sie noch schläft.
Frühaufsteher gegen Langschläferin.
Ich nutze also die Zeit für meine Korrespondenz und starte gelassen in den Tag, ohne das ich weiss, wo ich heute Abend ankomme – zumindest ein paar Kilometer Richtung Georgien werde ich meistern.

Meine Reiseplanung ist doch sehr dynamisch. Aus einem MUSS ist ein DARF geworden, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen. Ich darf die Reise erleben – im wahrsten Sinne des Wortes.
Es wird wieder andere Zeiten geben. Doch derzeit bin ich im hier und jetzt.