Gestern spät am Abend habe ich meinen Zielort Hattusa erreicht.
Hattusa liegt südlich von Boğazkale, 200 km östlich von Ankara.  Der heute eher unbedeutende Ort war einst unter dem Namen Ḫattusa die Hauptstadt des Hethiterreichs. Hethiter … wer ? Nie gehört !
Die Hethiter waren ein Volk aus Kleinasien , das im 2. Jahrtausend vor Christus auch in Syrien und Kanaan politisch und militärisch einflussreich war. Ihre Hauptstadt war die meiste Zeit Ḫattusa.
Also, 3 Jahrtausende später komm ich dazu. Und ich kann versprechen, der Umweg hat sich gelohnt.
Die Mandelentzündung ist noch nicht abgeklungen, das dauert. Ich wollte nur noch auf einen Campingplatz, besser ich wollte Duschen. Freistehen vor dem Hattusa Gelände wäre möglich, aber ich fahre das Başkent Demiralan Hotel an. Rückseitig gibt es Stellplätze, ich bin der einzige Gast, und wahrscheinlich wird auch niemand nach mir kommen. Es ist mittlerweile 2200. Preis 180 TL, umgerechnet 10 Euro, das ist mir das Duschen wert. Anmerkung für die Stänkerer auf Campingplätzen, es gibt Warmwasser in den Duschen. Da die Duschräume recht weit vom Hauptgebäude sind (wo wahrscheinlich die Heizungsanlage steht), braucht es seine Zeit. Dusche aufdrehen, gemütlich auf die Toilette und nicht ungeduldig werden.
Das Klima ist angenehm. Boğazkale liegt auf ca. 1100 Meter, die Nacht ist kühl, und wer morgens die Tür öffnet wird nicht von einer Hitzewelle erschlagen.

Die alten Hethiter waren Meister der Grundstückswahl. Die Haupstadt Hattusa liegt in einem Hochtal und ersteckt sich über ca. 20 Hektar. Kurz erklärt, ohne kulturellen Background, ist dies eine Freilichtmuseum, das mit dem eigenen Fahrzeug befahren werden kann. Auf einer 8 km langen Strecke fährt man die einzelnen Stationen ab. Strassen sind gut befestigt, Erläuterung auf den Schildern zudem auf deutsch.
Was für den Ort spricht, ist die Ausstrahlung. Als Energieort darf man einen Ort bezeichnen, dem eine positive psychische Wirkung von Beruhigung und Stärkung zugeschrieben wird. Je nach esoterischer Ausrichtung werden auch geomantische, magische oder mythische Energien angenommen. Soso, man darf von Esotherik halten was man will, ich hab hier einen Energieort gefunden.

Der Tuz Gölü (türkisch für Salzsee) ist für heute meine Endstation.
Mit über 30 % Salzanteil ist er einer der salzhaltigsten Seen der Welt. Er liegt im trockenen Hochland, südlich von Ankara und hat keinen Abfluss und wird nur durch Niederschläge und Grundwasser gespeist. In den trocken Sommermonaten entsteht eine kristalline Salzschicht, welche von Salzabbaufabriken abgebaut und der Ertrag zu ca. 70 % des konsumierten Salzes der Türkei beiträgt.
Der See war frührer auch Heimat der türkischen Rosaflamingos. Im Sommer 2021 verstarb diese Population weitestgehend aufgrund von Wassermangels, nachdem die für den See vorgesehenen Wasserleitungen für die Landwirtschaft umgeleitet wurden.
So traurig diese Geschichte der Umweltzerstörung ist, auch hier finden wir einen Ort voller Energie.


Der Tag endet auf einem der Dämme der Salzabbaufabriken, mitten im See, bei herrlichem Sonnenuntergang.