In der marokkanischen Wüste liegt ein Juwel der Architektur, erbaut von dem Mann, den die Einheimischen den Deutschen nennen. Es handelt sich um den Künstler Hannsjörg Voth, der im Süden Marokkos lebte und dort seine meisterhaftesten Werke schuf.
Ebenso abentuerlich war meine Anfahrt zu einem seiner Kunstwerke.
Vor mehr als 20 Jahren reiste der deutsche Architekt Hannsjörg Voth durch die Wüste. Obwohl sein ursprünglicher Plan es nicht vorsah, sich in Marokko niederzulassen, geriet er in den Bann der Region und fand dort den Ort, von dem er schon lange für seine Bauten geträumt hatte.
Tatsächlich träumte der Künstler davon, sich in Spanien oder sogar Ägypten niederzulassen. Hier in Marokko entstand sein erstes Projekt, die Himmelstreppe sein, die Voth zwischen 1980 und 1987 entworfen, selbst finanziert und gebaut hat. Diese 16 Meter lange und 56 Stufen lange Treppe, die mitten in der Wüste steht, würde zu den Sternen führen. Darüber hinaus birgt dieses beeindruckende Gebäude noch viele weitere Geheimnisse. Von der Spitze des Turms aus ist es möglich, über diese Treppe hineinzuschlüpfen und so Zugang zu den verschiedenen Räumen im Inneren des Gebäudes zu erhalten.
Noch immer von der Astrophysik besessen, baute Hannsjörg Voth ein weiteres Kunstwerk, sein geheimnisvollstes Projekt, die Goldene Spirale. Vom Himmel aus betrachtet ähnelt dieses Werk seltsamerweise dem Gehäuse einer Schnecke. Aus diesem Grund wird das Denkmal oft als Schnecke bezeichnet. Diese zwischen 1993 und 1997 erbaute Spirale ist eine mehr als 260 Meter lange Mauer, die auf Bodenniveau beginnt und eine Höhe von sechs Metern erreicht. Eine Steinrampe führt zur Spitze des Gebäudes. Ebenso wie über die Himmelstreppe ist es möglich, das Herzstück dieses Denkmals zu betreten. So versinken die Besucher hundert Schritte weiter unten in einem Brunnen.
Sein letztes Werk – das wichtigste – zeigt das Interesse des Künstlers, die symbolische und mythische Dimension in sein Werk zu integrieren. Die Stadt des Orion symbolisiert das Sternbild Orion, eines der wichtigsten auf der Nordhalbkugel des Planeten. Dieses zwischen 1998 erbaute und 2003 fertiggestellte Himmelsobservatorium besteht aus sieben Türmen, wie die sieben sichtbarsten Sterne des Sternbildes. Die Anordnung dieser Türme ist nicht trivial: Ihre Abmessungen wurden im Verhältnis zur Größe und Helligkeit der Sterne berechnet. Darüber hinaus führt einer der höchsten Türme auch über Stufen zu einem Brunnen. Diese vielen Ähnlichkeiten in seiner Arbeit wären eine Möglichkeit, seinen Traum , Erde und Himmel zu verbinden, wahr werden zu lassen. Ein Traum, den er in der marokkanischen Wüste verwirklichte, wo er mehr als zwanzig Jahre lang lebte.
So spannend sich die Geschichte des Künstler Voth liest, ebenso aufregend war meine Anfahrt zum ersten Objekt der Himmelstreppe. Kurz hinter dem Dorf Jorf finden sich ein paar Nomadenzelt, von wo ab man einen Guide zu der etwa 3 km entfernten Himmelstreppe buchen kann.
Die Anfahrt ist nicht einfach, das wusste ich und war auf der Suche nach einem Guide. Abdul wollte für die Begleitung durch die Wüste umgerechnet 50 Euro. Schnell verhandelt war er bereit sich auch mit 30 Euro zu begnügen. Mein Angebot über 20 Euro schlug er aber aus. Ich entschied mich weiter zu fahren, zumindest über einen Stichweg so nahe wie möglich an das Objekt zu fahren, und die letzten Meter durch die Wüste zu laufen.
Den Plan versuchte ich umzusetzen. Einen Kilometer abseits der Strasse parkte ich meinen Camper, und wollte mich zu Fuß auf den Weg machen. Kaum einige Meter gelaufen, stand schon Abdul hinter mir und versuchte mir energisch zu erklären, das es viel zu gefährlich ist durch die Wüste zu laufen.
Kurz erzählt, wir einigten uns auf 10 Euro für seinen Begleitung zur Himmelstreppe. Er kannte Weg, wusste an welchen Stellen man das ausgetrocknete, sandige Flußbett durchqueren konnte. Mit Abdul auf dem Beifahrersitz geht es durch Sandfelder in Richtung Flußbett. Im Flußbett war dann auch Ende. Eingegraben, wieder ausgegraben, eingegraben und wieder ausgegraben … schrittweise arbeiteten wir uns mit Hilfe von Schaufel und Sandblechen durch das Sandbett. Abdul forderte mich immer wieder auf, den Allrad einzuschalten. Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen, als ich im klar machte, das ich keinen Allradantrieb habe.
Gemeinsam haben wir es doch iregdnwie geschafft. Sechs Kilometer in drei Stunden. Beim abschließendem Tee im Nomadenzelt konnte wir beide noch herzhaft über unser Abenteuer lachen.