Wir verlassen den Campingplatz am Orta See in Richtung Varallo. Die Fahrt führt uns entlang des südlichen Ufers und hinauf zum Passo del Colma. Entlang der Passstrasse sind Anfeuerungsrufe für die Stars des Giro Italia auf den Teer geschrieben. Mit dem Camper sind wir ausreichend motiviert und tuckern mühelos die zahlreichen Serpentienen hinauf. Unser Ziel ist der Sacro Monte di Varallo, der Zweite von insgesamt 9 Sacro Monte im Piemont. Der Kreuzweg ist der Älteste in seiner Art. Im Vergleich zum Sacro Monte di Orta sind die Figuren plumper und besitzen nicht die Feinheit in der Darstellung. Die Kreuzwege sind in unterschiedlichen Epochen entstanden und die Entwicklung der künstlerischen Techniken ist deutlich zu erkennen. Ebenso sichtbar nagt der Zahn der Zeit an den Darstellungen. Nach 5 Jahrhunderten verlieren die Figuren ihre Haarpracht und ähneln denen einer Geisterbahn. Mit ca. 40 Kapellen der Kreuzweg in Varallo fast doppelt so groß wie Orta. Erwähnenswert ist auch die Seilbahn, die zum Sacro Monte hinaufführt. Das Gebäude der Talstation ist aus den Zwanziger des letzen Jahrhunderts. Ein wenig vernachlässigt versprüht es aber immer noch den Charme der alten Zeiten.

Industriedesign hat seinen Reiz, wir fahren nach Ivrea. Hier hatte das Unternehmen Olivetti seinen Stammsitz. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg, nicht nur durch Gestaltung & Design als wesentliches Identifikationsmerkmal des Unternehmens, sondern auch durch das soziale Engagement zeichnete sich die Unternehmerfamilie aus. Eine Rundfahrt mit dem Fahrrad bringt uns an die verschiedenen sozialen Einrichtungen und Industriebauten aus der Blütezeit des Unternehmens. Wenn auch weitgehend unbekannt ist der Abstecher nach Ivrea lohnenswert und vermittelt einen interessanten Einblick auf eine der Ikonen des Industriedesigns. Auf der Fahrt aus Ivrea sehen wir etliche verlassene Produktionsstätten, die den Niedergang des Unternehmens wiederspigeln. Wir übernachten auf einem Platz von camperpark.net. Anfängliche Schwierigkeiten mit dem Kartensystem an der Einfahrt sind Dank der Hilfe zweier freundlicher Camperinnen dann doch schnell überwunden. Nach einem kurzen Spaziergang am See und einem Abendessen im nahegelegenen Restaurant geht es früh zu Bett. Die Nachtruhe wird frühmorgens gestört. Ein Traktor versprüht Pestizide auf dem Campingplatz … oder war es doch ein Hubschrauber ?