Mein ursprünglicher Plan war noch tiefer in Istanbul einzutauchen. Nach zwei Tagen hab ich bereits das Gefühl alles gesehen zu haben, ich weiß da gibt es noch viel, doch meine Lust auf die Eroberung der Stadt hält sich in Grenzen.
Meine letzte Nacht auf dem Stellplatz, dicht an dicht mit den anderen KuschelCampern, du kannst noch nicht mal aus dem Camper fallen, ein Meter vor deiner Tür fängt dich die schützende Wand deines NachbarCampers auf.
Gegen 2 Uhr morgens kamen meine Nachbarn aus der Stadt zurück. Schiebetür auf, Schiebetür zu, Schiebetür auf, Schiebetür wieder zu … nach 30 Minuten wollte ich ihnen dann aber das GuteNachtLied singen, hab allerdings aufgrund des alkoholiiserten Zustands der Beiden davon abgesehen.
Nach dem späten MorgenKaffee nochmal den ReifenDruck geprüft ( späte Rache, der Kompressor hat meine Nachbarn zeitig geweckt ) , das fehlende Bar nachgepumpt und losgefahren.
Am Camper stehen neben der ReifenReparatur noch ein Ölwechsel und der Tausch der vorderen Bremsbeläge an. Die längere Standzeit in Thessaloniki wollte ich dafür nutzen, und solange der Druckverlust sich auf ein Bar pro Tag ( kurz BPT ) begrenzt, sollte es mit ZwischenDruckAnhebung auch bis dorthin machbar sein. An der AutoBahnRastStätte der erste Check, und Panik kommt auf. Der Druckverlust hält sich fahrsicherheitstechnisch in Grenzen, doch nach dem Abstöpseln der Druckluftpistole bleibt ein leises Pfeifen des Ventils. Jetzt ist schnelle Abhilfe gefragt, ansonsten muss ich das ReserveRad aufziehen. Vom Tankwart erfahre ich, die ReifenWerkstatt ist direkt hinter der Tankstelle. Mit angehaltenem Atem und pfeifenden Ventil umkreise ich die Tankstelle.
Google Translate übernimmt die Kommunikation, Preis ( angesichts der Situation eigentlich unerheblich ) wird auf 30 Euro für 2 MetallVentille inklusive Montage verabredet, nach 30 Minuten kann ich meine Fahrt fortsetzten.
Weiterfahrt, Korrektur, WeiterStehen …
Ich stehe vor dem Grenzübergang von der Türkei nach Griechenland. Die Zeit will nicht vergehen. Kurzum, insgesamt benötige ich über 7 Stunden um nach Griechenland einzureisen. Für jede Stunde gibt es ein Bild.
Zum Vergleich, in einem deutschen IndustrieBetrieb wäre das ein voller ArbeitsTag, und es geht immer nur schrittweise voran.
In so einem Fall ist es cool einen Camper zu haben. Ich hab ausreichend Platz, kann mir einen Kaffee machen, koche Sphagetti, nebenher Fernseh gucken, oder setz mich nach hinten an den Tisch und schreib mal eine eMail.
Wie ein Wohnzimmer auf Rädern, leider am falschen Ort – vor der Grenze und nicht hinter der Grenze.
Man braucht extrem viel Geduld.
Die langen Wartezeiten sind auch mit ein Grund, warum ich nicht über den Balkan (Albanien, Montenegro, Kroatien, Serbien …) nach Hause fahre, sondern versuche mit der Fähre von Griechenland nach Italien überzusetzen.
Ich stell mir die Frage, wie das die DeutschTürken, die mit mir in der Schlange stehen, mit der Heimreise machen ?
Mit 2500 km wäre die kürzeste Strecke von Istanbul nach Hannover über den Grenzübergang Edrine, doch der ist angeblich genauso überlastet. Also Grenzübergang Ipsala, doch FreitagNachmittag, am Montag fängt die Schule wieder an, die Väter müssen wieder zur Arbeit, in Griechenland angekommen möchte ich nur einen Stellplatz finden und schlafen.
Nachtrag :
Auf der Seite von eLive WebCams kann man den Stau vor und hinter der Grenze verfolgen. Leider ist die Intervallrate mit ca. 10 min nicht ausreichend, um gesichert sein Fahrzeug auf der WebCam zu sehen, aber im Stau eine willkommene Ablenkung.